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Die Verführung – Szenen aus dem KHM in Wien

    cranach

                                                                             KHM WIEN

    Adam und Eva, ein Apfel in ihrer Hand und die Schlange nahe an ihrem Ohr, die ihr die verführerischen Worte zuflüstert, doch ein Stück vom Apfel zu kosten. Immerhin ist er ja vom Baum der Erkenntnis. Ein Stück vom Apfel fehlt schon (kaum zu merken in dem Bild) – also zeichnet Lukas Cranach der Ältere die beiden Personen nach dem Sündenfall.
    Die Figuren sind gross, schlank und in absolut warmes Licht getaucht. Verführung? Hier gibt es keinen muskelbepackten Supermann nach dem Motto „Bereit zum Kampf”, noch ist Eva eine attraktive Blondine mit den richtigen Formen.

    Das Bild atmet Ruhe, absolute Ruhe, Verbundenheit und auch einen gewisse Traurigkeit, vermischt mit Zärtlichkeit.

    Eine dunkelhaarige Frau in den 20ern mit schwarzen Leggins und roter, kurzer Hose stellt sich zwischen die beiden Bilder, wirft sich in Pose und wird von ihrem Freund fotografiert. Erst der zweite Versuch findet beider Zustimmung. Lukas Cranach’s Bild und das Foto –  nun ein harmonisches Ganzes.

    Danach kommt eine Gruppe 15 – 16 jähriger mit einem guide. Sie stehen vor dem Bild und lauschen den Ausführungen. Im Vorübergehen höre ich Worte wie: „zur Salzsäule erstarrte Figuren” ; und „leblos” fällt auch.

    Ich kehre zum Bild zurück. Und warte. Nichts wird es mit den Salzsäulen und der Erstarrung. Zumindest nicht bei mir.

    In diesem Moment kommt eine Gruppe junger Mädchen mit ihrer Lehrerin und bleibt ebenfalls vor dem Bild stehen. „Eva – das sei ja praktischerweise immer die Böse gewesen, Adam hätte das NIE getan. Und diese Sichtweise war ja auch recht nützlich in der Zeit der Gegenreformation. Und überhaupt, die Nazis hätten sich diese Einstellung auch unter den Nagel gerissen und heute, da sei man (wer ist bitte „man” ?) ja schon fast wieder so weit.”
    So weit so klar. Und verwirrend.
    Kunst stellt Fragen. Und antworten sollte man schon selber. Kann auch sehr spannend sein, wenn man einfach das Bild auf sich wirken lässt und wartet was es einem so erzählt.

    Bücher lesen kann man nachher.

    Lukas Cranach der Ältere (1472 – 1553)

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