Im Aufzug, da stirbt sich’s so schön in der Weltstadt Wien. Hatten ja schon immer was übrig dort für „a schene Leich”. Ja, ja, im Aufzug in der U-Bahnstation, da ist man geschützt und nicht alleine. Ich mein, irgendjemand kommt da immer, und wenn er über einen drübersteigt. Weil, wenn man im Sterben ist, da ist man ja froh über Alles was so daherkommt. Bloss blöd, dass die „Guten” alle zu Hause waren. Die, die mir sicher geholfen hätten. Hier im Aufzug, da kam bloss der Rest daher. Der, der drübersteigt und dann weitergeht. Wozu gibt es schliesslich Kameras, die überwachen ja ohnehin.
Hat ganz schön lang gedauert, das Sterben so im Aufzug. Rauf, runter und peinliche Stille.
Nein, nicht einmal als Sandler denkt man an so ein Sterben. Zumindest irgendwo sterben möcht man, wo Menschen sind und vielleicht sogar jemand, für den man mehr ist als blosser Abschaum.
Ist halt „blöd gelaufen”. Wie gesagt, die „Guten” waren ja zu Hause.
So nach 5 Stunden – stand dann in der Zeitung – hat mich eine Putzfrau registriert, bin aber dann bald gestorben.
Jetzt, wo ich da so runterschau auf die ganze Wiener Gemütlichkeit, da ist es nur noch lächerlich. Weil jetzt, jetzt bin ich im Himmel und die, für die ich der letzte Dreck war, die werden auch noch ihr Fett abkriegen. Sterben im Aufzug so wie ich, das ist ja noch steigerungsfähig. Und dann werden die, die da mit mir auf und ab gefahren sind noch elendiger krepieren als ich und ich wünsch mir nur, dass all die „Guten” auch bei Ihnen zu Hause bleiben. Und für diesen Wunsch, da riskier ich sogar das Fegefeuer. Schlimmer als da im Aufzug kann das auch nicht sein. Da – im Fegefeuer, da gibt es zumindest noch Hoffnung. Im Aufzug nicht. Weil die „Guten”, die waren ja alle zu Hause.
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Kurz vor dem Jahreswechsel 2014/15 liegt ein Obdachloser in einem Aufzug einer U-Bahnstation. Nach 5 Stunden findet ihn eine Putzfrau. Der Mann stirbt am Weg ins Krankenhaus.
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